Der Eroberer by Brenda Joyce

Der Eroberer by Brenda Joyce

Autor:Brenda Joyce [Joyce, Brenda]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-10-17T10:15:32+00:00


»Es besteht keine Eile«, sagte Rolfe. »Du musst das Essen nicht in dich hineinschlingen wie ein hungriger Wolf.«

»Ich bin Tag und Nacht geritten, Mylord«, entgegnete der Bote mit vollem Mund. »Auf Befehl des Königs.« Mit fettigen Fingern holte er eine Schriftrolle aus seinem Kettenhemd und schob sie über den Tisch.

Rolfe nahm sie entgegen, nestelte an der Schnur, die sie zusammenhielt, ohne sie zu öffnen. »Gibt es Neuigkeiten aus York?«

»Vor der Küste wurden zwei dänische Schiffe gesichtet«, berichtete der Bote schmatzend. »Man befürchtete eine neuerliche Invasion. Doch sie segelten weiter.«

Rolfe schwieg.

»Der König ist zufrieden, mit der neuen Festung und hat Odos Bastard Jean zum Kastellan ernannt. Die Schotten haben Lareby überfallen und das Dorf niedergebrannt. Odo zog mit einem königlichen Trupp aus. Er konnte sie zurückschlagen und hat sie weit nach Cumbria hineingetrieben. Das ist eigentlich alles«, endete er seinen Bericht und langte nach einer Fleischpastete.

Ceidre klopfte das Herz bis zum Hals. Die Botschaft, die Botschaft, flehte sie innerlich. Wenn sie nur darüber reden würden. Sie verhielt sich mucksmäuschenstill, hatte bereits zu lange gelauscht, um sich bemerkbar machen zu dürfen.

»Wo befinden die dänischen Schiffe sich jetzt?« fragte Rolfe.

»Sie sind nach Süden gesegelt.«

Rolfe schenkte sich Wein ein und nahm einen Schluck.

»Ach ja, noch etwas: Wilhelm ließ verlauten, dass er diese Rebellen noch vor Einbruch des Winters zermalmen wird. Er plant, zum Christfest in Westminster zu sein.«

Rolfes Mundwinkel zogen sich zu einem unmerklichen Lächeln hoch.

Ausgerechnet in diesem Augenblick huschte etwas Pelziges über Ceidres nackte Füße. Sie hatte eigentlich keine Angst vor Ratten, hütete sich nur vor ihnen, da ihr Biss giftig war. Doch sie hatte so aufmerksam gelauscht, dass sie bei der unvermuteten Berührung erschrocken aufjapste.

Rolfe fuhr hoch und zu ihr herum und durchbohrte sie mit funkelnden Augen.

Errötend kam Ceidre auf die Füße, das frische Hemd an die Brust gedrückt. Sie konnte den Blick nicht von ihm wenden.

Sein Lächeln vertiefte sich. »Komm zu uns, Ceidre«, lud er sie geradezu liebenswürdig ein.

»Ich wollte mir nur ein frisches Hemd holen«, stammelte sie verlegen. »Ich ... ich wollte nicht stören.«

Er lächelte immer noch. »Komm, Ceidre.« Dazu machte er eine einladende Geste.

Sie trat aus dem Schatten und blieb, eine Armlänge vor ihm stehen. Ihr Herz schlug zum Zerspringen. Der Normanne wirkte völlig gelassen. »Setz dich«, sagte er.

Sie bekam große Augen. Er zog Alice' Stuhl heran, und ehe Ceidre sich versah, drückte seine Hand sie sanft auf den Stuhl neben sich. Dann setzte auch er sich wieder. Der Bote schlang den letzten Bissen seiner Pastete hinunter, wischte sich mit dem Handrücken das Fett vom Mund und rülpste. »Mylady«, grüßte er.

»Das ist sie nicht«, meinte Rolfe gedehnt. »Sie ist Lady Alice' Schwester.« Dann fuhr er fort, den Boten über seine Reise auszufragen, über die Dörfer, die er unterwegs passiert hatte, wie die Bewohner ihn aufgenommen hatten, wie das Getreide stand, sogar über die Straßenverhältnisse befragte er ihn. Ceidres Blick fiel immer wieder auf die Schriftrolle neben Rolfes Hand. Die Männer redeten über das Wetter. Sie redeten über Hugh von Bramber, der demnächst die Tochter eines reichen sächsischen Landbesitzers heiraten sollte.



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